Einer unserer ehrenamtlichen Gassigeher, Matthias Bonn, berichtet von seinen Erfahrungen aus dem Mantrailing mit einem unserer Tierheim Hunde namens Goofy.
Wir sind überaus dankbar für dieses Engagement! Denn Matthias berichtet: "Für Goofy - und auch für mich - war das ein echter Wendepunkt."
Matthias Bonn legt dabei sehr viel Wert auf eine ganz natürliche Art der Fortbewegung: Das Barfußgehen. Zu jeder Zeit und Wetterlage.
So waren er und Goofy bereits durch den SWR in der Sendung vom Sa., 08.02.2025 in der Landesschau Baden-Württemberg bekannt geworden.
Wie Goofy und ich zum Mantrailing kamen
Mein Name ist Matthias, und ich gehe seit einiger Zeit ehrenamtlich im Tierheim Rottweil mit den Hunden spazieren. Anfangs dachte ich, dass lange, schöne Spaziergänge genau das sind, was die Hunde brauchen. Doch im Sommer 2024 habe ich mit einem ganz besonderen Hund – Goofy – eine ganz neue Erfahrung gemacht: Mantrailing.
Durch einen Workshop bei der Hundeschule Souldogs bin ich auf diese spannende Form der Nasenarbeit gestoßen. Heute kann ich mit voller Überzeugung sagen: Für Goofy – und auch für mich – war das ein echter Wendepunkt.
Was ist Mantrailing überhaupt?
Beim Mantrailing sucht der Hund eine bestimmte Person anhand ihres individuellen Geruchs. Er bekommt einen Geruchsträger (z. B. ein getragenes T-Shirt oder ein Tuch im Glas) und folgt dann der Geruchsspur – egal ob im Wald, Park oder sogar mitten in der Stadt.
Das Besondere daran:
- Der Hund arbeitet völlig eigenständig.
- Er nutzt seinen hochentwickelten Geruchssinn (bis zu 300 Millionen Riechzellen!).
- Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – der Hund entscheidet selbst, wie er ans Ziel kommt.
Genau das macht Mantrailing so faszinierend – für alle Hunde, nicht nur für die im Tierheim.
Enrichment – warum es mehr ist als Beschäftigung
Viele glauben, ein Spaziergang oder ein bisschen Ballwerfen reicht aus, um Hunde auszulasten. Doch gerade Tierheimhunde
brauchen mehr:
Sie haben kaum Kontrolle über ihren Alltag, wenig Abwechslung und leben in einer oft lauten und stressigen Umgebung.
Enrichment bedeutet:
- Den Hund mental auszulasten,
- Ihm die Möglichkeit zu geben, selbstständig Entscheidungen zu treffen,
- Seine natürlichen Instinkte sinnvoll zu nutzen.
Mantrailing verbindet all diese Aspekte in einer einzigen Beschäftigung.
Warum Mantrailing für Tierheimhunde ein echter Gamechanger ist
1. Stressabbau pur
Der Alltag im Tierheim ist oft hektisch. Beim Mantrailing taucht der Hund in seine Geruchswelt ab und konzentriert sich ganz auf seine Aufgabe. Schon nach den ersten Trails mit Goofy war deutlich zu sehen: Er war danach viel entspannter und zufriedener.
2. Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
Im Tierheim bestimmen wir Menschen den gesamten Tagesablauf. Beim Trailen ist es anders – der Hund trifft die Entscheidungen. Wo lang geht’s? Wo ist die Spur? Das stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.
3. Beziehung & Vertrauen aufbauen
Goofy war anfangs eher misstrauisch gegenüber Menschen. Beim Mantrailing haben wir gelernt, uns gegenseitig zu vertrauen. Ohne Druck, ohne Kommandos. Einfach gemeinsam ein Ziel erreichen. Ich habe schnell verstanden: Im Trail weiß Goofy, wo’s langgeht – ich muss ihm nur folgen!
Wie wir angefangen haben
Dank des Workshops bei der Hundeschule Souldogs wusste ich: Es braucht gar nicht viel.
Unsere ersten Schritte:
- Ein gut sitzendes Suchgeschirr und eine 5m-Schleppleine
- Ein Tuch mit dem Geruch der Versteckperson, luftdicht im Glas aufbewahrt
- Kurze, einfache Trails mit Erfolgsgarantie
- Und ganz wichtig: ein richtig toller Jackpot für Goofy als Belohnung!
Anfangs konnte Goofy die Versteckperson noch sehen. Schon nach wenigen Wiederholungen verstand er seine Aufgabe. Und der Moment, als er das erste Mal erfolgreich jemanden gefunden hat – mit leuchtenden Augen und wedelnder Rute – war für mich unbezahlbar.
Heute sind aus den kurzen Anfängertrails weiter Herausforderungen geworden: Trails über mehrere hundert Meter, sogar Versteckpersonen auf Hochsitzen werden gefunden! 😉
Wie Mantrailing wirkt – wissenschaftlich bestätigt
Es gibt viele Studien, die die positiven Effekte von Nasenarbeit belegen:
- Stressabbau: Der Cortisolspiegel sinkt nach konzentrierter Nasenarbeit.
- Mentale Auslastung: Der Hund trifft selbstständig Entscheidungen, das fördert seine kognitive Fitness.
- Bindungsförderung: Gemeinsam eine Aufgabe lösen stärkt das Vertrauen. Und man lernt, seinen Hund besser zu lesen und zu verstehen.
Fazit aus eigener Erfahrung
Für mich und Goofy hat Mantrailing viel verändert. Ich habe gesehen, wie ein Hund, der Fremden gegenüber eher misstrauisch war, durch das Trailen ausgeglichener, mutiger und insgesamt glücklicher wurde.
Es geht dabei nicht um Gehorsam. Sondern darum, den Hund als selbstständig handelndes Wesen ernst zu nehmen, ihm zu vertrauen – und ihm zuzutrauen, den richtigen Weg zu finden. Im Trail übernimmt Goofy die Führung. Und ich folge ihm.
Ich kann jedem Hundebesitzer nur empfehlen: Probiert es aus! Ob kurze Trails im Garten oder ein richtiger Kurs – es lohnt sich. Es wird eure Bindung stärken und euch als Team wachsen lassen.
Wenn ihr tiefer einsteigen wollt: Der Workshop bei der Hundeschule Souldogs hat uns den Einstieg unglaublich leicht gemacht. Lilian Sulzer und Andre Kaenel vermitteln nicht nur die Technik, sondern vor allem die Philosophie dahinter – mit Herz, Know-how und viel Verständnis.
Goofy und ich freuen uns schon auf viele weitere gemeinsame Trails.
Nützliche Links & Ressourcen:
- Hundeschule Souldogs: Mantrail Advanced mit Andre Kaenel
- IBH e.V.: Mantrailing als Enrichment
- Training4Paws: Was ist Enrichment?
- Sendung des SWR: SWR-Aktuell Baden-Württemberg
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